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Wenn Pflanzen es in sich haben Für Zuschauer mit schwachen Nerven, die zu den Leuten gehören, die mit zitternden Knien zum Zahnarzt gehen, ist “Der kleine Horrorladen” nichts. Das Kultmusical
... zelebriert die schönsten aller Freuden, die Schadenfreude ... Das stimmungsvolle, aufwändige Bühnenbild schuf der in Wuppertal bekannte Laurentiu Tuturuga, der zusammen mit Karen Friedrich auch für die dem
Charakter des Stückes entsprechend schrillen, prächtigen Kostüme zuständig war. Andreas Lachnits Inszenierung stimmt bis ins letzte Deatail.
Pit Witt, musikalischer Leiter und Korrepetitor, leitete die groovige fünfköpfige Band von der Mitte der Bühne aus. Ein nicht ganz vollbesetztes Haus (über 1000 Plätze - der webmaster) nahm das mit beachtlichem Können und atemberaubendem Engagement aufgeführte Musical mit frenetischem Beifall auf - Genußvoll quälte Marco Dott (der sadistische Zahnarzt) seinen masochistischen Patienten (Markus Kiefer), dessen Vergnügungsschreie den Saal zum Toben brachten ... Christoph Banken machte (als Seymour) eine sympathische Figur, der alle Herzen zuflogen. Gern hätte man ihm die Vorstadtidylle mit Audrey (Jutta Habicht als bezaubernd verrucht-naive, stimmlich gewaltige Evastochter) gegönnt. Jürgen Morche traf genau den richtigen Ton als Ladenbesitzer Gravis Mushnick, der jüdische Geschäftsmann mit viel Anstand und Familiensinn. Uli Wewelsieps unschlagbarer Jazzgesang und Aki Grimms energische Akrobatik ließen die Pflanze - liebevoll “Audrey zwo” genannt - erschreckend lebendig werden. Die Glanzpunkte des Abends, musikalisch wie spielerisch, setzte das Terzett der drei schule- schwänzenden Mädchen, Crystal (Valerie Simmonds), Chiffon (Jessika Bierik) und Ronette (Angela Hercules Joseph auch für die Choreographie verantwortlich). Die drei feierten ein Fest des schwarzen Belt-Gesangs mit opulenten Stimmen, hinreißendem Tanz und großartigem Temperament - und die Kostüme waren bei jedem Auftritt eine Augenweide. WESTDEUTSCHE ZEITUNG 07.11
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